Zimtwaffeln – im antiken Eisen gebacken

 

In unserem Besitz befindet sich seit Jahren ein uraltes Waffeleisen, ich weiß nicht genau, woher. Es ist kein gewöhnliches Waffeleisen, sondern eines für Zimtwaffeln.

In meiner Familie gibt es weder ein Rezept noch eine Tradition für Zimtwaffeln, in der Pfalz, v.a. anscheinend in der Westpfalz jedoch schon. Ich habe mal versucht, ein bisschen den historischen Hintergrund Waffeln und im speziellen Zimtwaffeln zu recherchieren – aber so viel gibt es dazu nicht.

Schon die alten Römer hatten „Backzangen“ zum Herstellen von Brot; laut Wilhelm Meyer („Die Welt der Waffel; Von den Ursprüngen zur industriellen Fertigung, S. 14) war jede Zenturie (80 Mann) der Soldaten mit Backzangen ausgestattet, um autark Brot backen zu können (diese Infos sind habe ich allerdings sonst noch nie gelesen). So habe sich diese Technik im römischen Reich verbreitet.

Vermutlich wurden oblatenähnliche Gebäcke  zunächst in Klöstern angfertigt, erste Belege finden sich in Frankreich und Belgien im 9. Jahrhundert. Über Frankreich kamen sie auch in die Pfalz, wo sie ein beliebtes Gebäck in der Vorweihnachtszeit sind. Wie auch immer, aus eigener Kindheit sind sie mir unbekannt, kein Grund aber, sie nicht mit dem alten Waffeleisen mal auszubrobieren…

Fazinierend finde ich ja die Motive der verschiedenen Waben. In dem Büchlein „Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis“ von Dieter Kremp, 2016 fand ich folgende Erklärungen:

„Da ist eine Schnecke (Spirale) dargestellt als ein Zeichen für die unaufhörliche Bewegung der Zeit, also eine Verheißung der ständigen Erneuerung.
Für das Rotkehlchen gibt es zwei verschiedene Deutungen. Die christliche lautet, dass das Rotkehlchen dem Herrn am Kreuz einen Dorn aus der Stirn zog, sich dabei selbst verletzte und seitdem den roten Blutfleck auf der Brust trägt. Es kann aber auch sein, dass das Rotkehlchen mit dem Zaunkönig verschmolzen ist, der früher am Tag des heiligen Stephan (26. Dezember), gejagt wurde. Es war der einzige Tag im Jahr, an dem dieser im Naturglauben heilige Vogel getötet werden durfte.

Vier Herzformen sybolisieren das Fest der Geburt Jesu, das Fest der Liebe.

Die Christrose, im Volksmund auch Schneerose oder Schneekatze genannt, erinnert an die Blüte Jesse, die mitten im Dunkel der unerlösten Welt aufblühte: „Es ist ein Ros´ entsprungen aus einer Wurzel zart…“

In der Wintersonnenwende haben unsere Vorfahren große Schalen mit Früchten aufgestellt, um im kommenden Jahr keinen Mangel zu leiden. Zu den Früchten gehörten vor allem Nüsse als Symbol der Fruchtbarkeit. Die Nüsse waren auch  Sinnbilder von Gottes unerforschlichem Ratschluss (eigene Ergänzung: also von dem Leid, dem Harten, das es im Leben zu „knacken“ gibt, von dem Schweren, das der Mensch trotz Gottes Dasein erleben muss, letztlich die Theodizee-Frage).

Schließlich ist auf dem Zimtwaffeleisen noch ein Kreuzsymbol. Am Luciatag (13. Dezember) wurde vielfach Lucienweizen in Kreuzform auf flache Tonschalen gesät und feucht gehalten. Die Weizensaat stellte die wiederkeimende Natur da.“

 

Nachdem ich  nun ja weiß, wie man Eisengerätschaften einbrennt, habe ich es genauso mit dem alten Waffeleisen gemacht. Und nun soll es zum Einsatz kommen. Als Hitzequellen kommen mehrere Quellen infrage.

Eine Möglichkeit wäre der Atago als Grill – das hätte ich tatsächlich auch am liebsten gemacht – wäre ich nicht total erkältet und vergrippt, so dass ein längerer Aufenthalt draußen nicht machbar ist.

Das Cross-Over: Alt trifft Moderne – Gußeisen auf Induktion – wäre technisch ja kein Problem, ist mir aber zu kritisch wegen Kratzer und so. Vielleicht probiere ich das ja beim 2. Versuch aus.

Ursprünglich wollte ich eine ältere, elektrische Einzelkochplatte für den ersten Versuch wählen; heute morgen war es aber dann richtig kalt und so feuerte ich unseren alten gußeisernen Oven an, der vermutlich aus der gleichen Zeit wie das Waffeleisen ist – die stilechteste Variante – aber nicht einfach, denn wir heizen hier normalerweise nur mit Holz (er wird nicht zum Kochen etc. benutzt) – und ich kann so die Temperatur nicht wirklich steuern – das war gegen Ende auch ein Problem. Aber ich greife vor…

Das Rezept ist von Madame Rote Rübe; ein altes Rezept, sie selbst ist in der Pfalz zuhause und so passt das Ganze 😉 :

125 g Butter
125 g Zucker
2 Eier
20 g Zimt
250 g Dinkelmehl (ich habe 550er Weizenmehl genommen).

Es gibt wohl zwei grundlegende Varianten von Zimtwaffelrezepten: Mit oder ohne Nüsse. Dieses hier ist die schlichte Variante „ohne“; mir gefällt auch, dass man sich die Proportionen sehr gut merken kann 😎 !

Am Vorabend habe ich den Teig gemacht und über Nacht im Kühlschrank geparkt.

Bild

Heute morgen nun formte ich Kugeln – diese hier waren zu groß, nach der ersten Tour habe ich sie alle verkleinert… 😳

Dann wurde das Waffeleisen mit wenig Öl eingeölt und erhitzt,

pro Feld eine Kugel auf das Eisen gesetzt,

geschlossen, der austretende Teig wurde weggewischt und dann auf die Ofenplatte gelegt. Natürlich trat dann auch noch Teig aus und tropfte auf die Ofenplatte – da ich aber tierisch erkältet bin, hat mein Riechorgan momentan Sendepause. Ich schmecke nur süß, salzig, sauer, bitter, alles darüber hinaus entgeht mir momentan. Das ist etwas gruselig, gibt sich aber wieder. Doch so roch ich weder verkohlten Teig auf Ofenplatte, noch fantastischen Zimtduft…

Das erste Ergebnis war verkohlt, die nächsten ca. 4 Touren waren ok, auch wenn ich nie eine komplette Teigscheibe rausbekam. Backzeit ca. 3 Minuten auf jeder Seite. Dann aber wurde die Hitze anscheinend zu schwach – der Teig wurde nicht mehr knusprig 🙁 .
Das Ergebnis ist von der Textur fantastisch: Super dünne, knusprige Waffeln! Dass man die selbst machen kann…!!!

Vom Geschmack her kann ich noch nix sagen, aber allein das „Mausfieling“ überzeugt!

Die Ausbeute war heute allerdings bemitleidenswert gering:

Deshalb muss ich es unbedingt nochmal versuchen – dann wohl aber mit einer konstanten Hitzequelle… 😉

 

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