Kulinarische Streifzüge durch Ascona – Teil 2

Im letzten Jahr habe ich in Ascona ein originelles Lokal entdeckt – fast hätte ich es nicht mehr gefunden…

Das Lokal öffnet von 12:00 Uhr bis 14:00 Uhr und dann abends nochmal.

Es gibt keine Speisekarte, die braucht es auch nicht, es gibt nämlich nur ein Gericht: „Gegesse wird, was uff de Disch kummt!“ Ok, das ist jetzt weder italienisch noch schwitzerdütsch, sondern ein Satz auf pfälzisch, der für dieses Lokal aber zutrifft. Wer sich auf keine Überraschung einlassen will, frage vorher gefälligst in der Küche nach und entscheide dann, ob er bleiben möge oder nicht…

Immerhin gibt es ein Menü mit – je nach Wunsch – drei bis fünf Gängen! Bei zwei der Gänge kann man entscheiden, ob man sie mag – oder nicht.

Es geht los mit regionaler Salami, zwei bis drei Sorten. Diese werden auf einem Brett mit scharfem Messer von Gast zu Gast gereicht. Man schneidet sich dann davon ab, soviel man möchte. Dazu gibt es ein paar Scheiben Brot (ich gestehe, ich habe von meinem auf dem Markt erstandenen Pane Valle Maggia gegessen…).

Währendessen wird man gefragt, ob einen einen Insalata haben möchte. Dieser bestand hier aus ein paar Scheiben Tomaten, angemachtes Grünzeug (konnte ich nicht genauer identifizieren) und etwas Thunfisch.

Der Wirt überschaut die Lage und kocht für die Menge an Gästen, die zur ersten Runde da sitzen, einmal Pasta (ich weiß nicht, ob es noch andere Beilagen gibt, letztes Jahr gab es auch Pasta) und eine Soße – dieses Jahr gab es eine Pfifferling-Soße, herzhaft gewürzt.

Wenn Soße und Nudeln fertig sind, kommen sie mit einer großen Pfanne bzw. einer Riesenschüssel auf einen Tisch; von da aus verteilt Cheffe das Essen tellerweise…

Ein junger Mitarbeiter geht im Anschluss mit einer großen Tüte geriebenen Parmesankäse von Gast zu Gast und fragte, ob man Käse über seinem Essen haben will.

Wenn Kinder, keine Pilze wollen – kein Problem: dann gibt es halt Nudeln pur – oder mit Parmesankäse…

Als nächsten Gang gibt es – verschiedene regionale Käse! Ähnlich wie die Salami, mehrere Sorten auf einem Brett, von dem man sich wieder runterschneiden kann, was man will.

Dann wird gefragt, ob man einen Espresso möchte. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob der anschließende Kuchen (den kann man sich eigentlich schenken; zwar frisch gebachen auf dem Blech serviert, der Teig ist aber ein Mürbeteig mit – in diesem Fall vermutlich Aprikosenmarmelade drauf) von dem „Ja“ beim Espresso abhängen – der Schnaps / Likör jedenfalls schon… Neben der Espressotasse steht ein Schnapsglas; ich fragte mich, ob es, wie heute ja häufig anzutreffen, noch Wasser dazu serviert wird?! Stattdessen wanderten drei Schnapsflaschen vor meine (noch nicht vorhandene Schnaps-)Nase…

Da ich noch nicht wusste, was sich hinter dem Klaren und dem Schwarzen verbarg, schenkte ich mir erstmal etwas von dem Zitronenlikör ein – das war eher Schnaps als Likör vom Alkoholgehalt her… Ich habe schon mal eine süße Plörre getrunken, die sich Zitronenlikör schimpfte (ein italienisches Urlaubsmitbringsel) – kein Vergleich!!!

Als der nette junge Mann, der mir die Flaschen vor die Nase gesetzt hatte, nochmal vorbei kam, versuchte ich herauszufinden, was sich in den anderen Flaschen verbarg: Der „Klare“ war wie von mir erwartet, ein Grappa (wie kommt die Leiter in die Flasche? Wie das bei Birnen geht, weiß ich ja mittlerweile…). Zu der Flasche mit dem schwarzen Gesöff sagte er sowas wie „nocciola“ – da klingelte es bei mir sofort: Bestimmt handelte es sich um den Likör aus schwarzen Nüssen, der bei Cooketteria vor kurzem vorgestellt wurde… Da musste ich doch auch nochmal ein Schlückchen probieren…!!! Seeehr gut! Und schade, dass meine Nüsse dieses Jahr schon zu reif waren! Aber im nächsten Jahr wird dieser Likör garantiert ausprobiert.

Empfehlung für dieses Lokal: Wenn man keine „haute cuisine“ erwartet, etwas Uriges und Originelles ausprobieren will, das bewusst einfach gehaltene Ambiente genießt, dann: alle Daumen hoch!

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Kulinarische Streifzüge durch Ascona – Teil 1

Dienstags ist in Ascona Markt! Ich liebe den Markt in Ascona!!! Und zwar am meisten, wenn ich alleine darüber schlendern kann, mir Zeit lassen kann, solange ich will, an den Ständen, die mich interessieren, solange halten kann wie ich will, einfach nach meinen Interessen und nach meinem Tempo! Ich muss da auch gar nichts kaufen, einfach genießen…

Der Markt ist nicht vergleichbar mit den italienischen Märkten „nebenan“: Zum einen beginnt er erst um 10:00 Uhr (welch´ angenehme Zeit in den Ferien), zum anderen geht es hier (fast) nicht um die Dinge des tägliches Gebrauchs. Hier gibt es wirklich noch etwas Kunsthandwerk, antiquarische Gegenstände und auch Lebensmittel aus der Region: Kastanienmarmelade, Honig, Zitronenlikör und… einen Bäcker mit dem „sagenumwobenen Pane Valle Maggia„!

Petra von Chili und Chiabatta hat es versucht nachzubauen – ihr Original scheint aber wesentlich heller zu sein, als das, was ich erstehen konnte. In Anlehnung an Petra auch Lutz,  auf anderen Blogs und Foren wurde schon daran herumgedoktert, ich habe mich auch schon mal dran versucht, was völlig in die Hose ging… Jetzt wollte ich doch mal das Original testen! Ich wäre glatt dran vorbei gelaufen, wenn nicht ein Fladen aufgeschnitten gewesen wäre und mich das dunkle Brot mit der großporigen Krume erstaunt hätte!

Auf meine Nachfrage meinte der Bäcker: „Pane Valle Maggia“ mit Roggen!!! Mit meinen (und seinen) zwei Brocken italienisch respektive deutsch fand ich heraus, dass etwa die Hälfte Mehl Roggen, die andere Weizen ist.

Das Pane Valle Maggia ist tatsächlich ein Fladen mit einem Durchmesser von ca. 30 cm – da hätte ich mich nicht aufregen müssen, dass mein Versuch auch fladenmäßig ausartete 😉 …

Es schmeckt leicht und aromatisch zugleich, wirklich klasse! Es ist durch den Roggen wirklich mehrere Tage frisch und gut zu essen!!! Dieses Original motiviert mich, einen weiteren Nachback-Versuch zu wagen!

EDIT: Auf meiner Netzrecherche sind mir im wesentlichen doch andere – heißt: keine Fladenbrote – begegnet, die bei Bäckern rund um das Maggia-Tal gekauft wurden… 😯 Was ist jetzt original(er)?

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Eindrücke von der EXPO 2015 in Mailand

Das Motto der EXPO in diesem Jahr lautet „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben  – ein Motto, das das Spannungsfeld Mangel und Überfluss einerseits und schwindende Resourcen andererseits aufgreift.

Ich war sehr gespannt, wie die einzelnen Länder- oder Themenzelte/-hallen dies aufgreifen würden?!

In der Nähe des Eingangs ist ein Häuserkomplex zum Thema „Slow Food“ zu finden und da zog es mich natürlich gleich mal hin.

Gleich zu Anfang: Ohne dass ich sagen kann, was ich eigentlich erwartet habe – ich war recht enttäuscht davon – es war aufbereitet, wie man ein Thema für einen Kindergarten aufbereiten würde. Man konnte Lebensmittel erraten durch Riechen und Tasten, es gab überdimensionale Schnitzel aus Pappmaché und ein Maisbuddha, die bestimmte Themen darstellen sollten, aber wirklich Neues, oder Motivierendes zur Umsetzung habe ich nicht entdeckt – vielleicht auch nicht gefunden, oder überlesen. Mir wurde auch nicht ganz klar, wer dafür verantwortlich zeichnete…


soll den durch Mais verfettenden Menschen darstellen


Lebensmittel zum Erstasten

Natürlich habe ich nicht „alle Länder“ besuchen können (denn irgendwann geht nix mehr!), aber die meisten Länder (deren Darstellungen ich sah) – taten sich schwer, ihr Land im Hinblick auf dieses Thema zu repräsentieren. Meist wurden Produkte aus dem Land gezeigt, wie man sie verarbeitet, herstellt, teilweise auch – wie in Russland – mit selbstkritischen Kommentaren zurm Einsatz von Pestiziden (wobei ich bei Russland und Selbstkritik zur Zeit immer skeptisch bin)…


Turkmenistan


Oman – hier wurde noch gezeigt, wie die Lebensmittel gewonnen werden.

Immer wieder kamen Hallen mit „vertical gardening“, was als landwirschaftliches Modell der Zukunft proklamiert wurde in Ermangelung von ausreichend Anbaufläche.

Die Halle der USA mit dem Titel „Amercan Food 2.0“ hatte außen vertikale „Felder“, die wie Klappläden eines Hauses nach Sonnenstand (?) bewegt und auch bewässert wurden. In der Halle selbst kam dann – abgesehen von einem Obama-Video nicht mehr viel.

Das Highlight war für uns – und ich muss das sagen, auch wenn es vielleicht eingebildet klingt – das „Zelt“ von Deutschland – Motto: Fields of ideas!

Während man in der Warteschlange stand, erhielt man – und hier dachte ich auch wieder: Kindergarten??? – eine klappbare Pappkarte, die von einem normalen Papier mit „Silberpunkten“ am Rand zusammengehalten wurde. Man konnte wählen zwischen Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch. Wir schauten uns irriteriert an: leeres Papier, normale Pappe – die Karten sahen alle gleich aus…!

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Diese Karte war genial! Sie war der „personal screen“! An Infopoints konnten (max. drei) Personen mit dieser Karte die Videoclips in der ausgewählten Sprache zum Thema Wasser, Biodiversität, etc. sehen! Das war absolut cool – Hightec in Verbindung mit Pappe und Papier! Man konnte die Kapitel der Infopoints auswählen, indem man die Karte kippte, weiter nach oben hielt – je nachdem, wie es zu Beginn angegeben war!

Daneben gab es im Erdgeschoss noch weitere interaktive Informationsmöglichkeiten zu den entsprechenden Themen.

Im Obergeschoss gab es dann wieder Beispiele von alternativem Gärtnern, aber auch Anleitungen zum Mitnehmen für bestimmte DIY-Projekte zum Mitnehmen und dann Umsetzen.

Wenn ihr auf die EXPO geht, dann unbedingt in diese Halle: Informativ und spannend durch Interaktion!

Auf dem EXPO-Gelände gibt es noch den „Supermarkt der Zukunft“ – da wollte ich auf dem Rückweg noch vorbei!

Über den Artikeln sind Bildschirme, die Auskunft über das Produkt geben sollen (Herkunft, ökologischer Fußabdruck, Nährwerte…) indem man darauf zeigt. Manches war noch nicht so ganz richtig programmiert… Dort entdeckte ich helles Kamutmehl, das ich mir sonst schicken lassen müsste und das kiloweise den Weg in meinen Rucksack fand… Nette Überraschung zum Schluss!

Wenn man sowieso in der Nähe von Mailand ist, lohnt sich ein Besuch der EXPO auf alle Fälle; extra hinreisen würde ich jedoch nicht.

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