E Brezel wie e Schaierdoor…

Prost Naijohr,
e Brezel wie e Schaierdoor,
`n Kuche wie e Offebladd,

do wer´n ma all minanner sadd!

Das ist ein Neujahrsspruch, den ich aus meiner Kindheit – von meinen Großeltern her – noch gut kenne!

Und tatsächlich gab es „damals“ noch Bäcker, die zu Neujahr „Riesenbrezel“ aus süßem Hefeteig, fast so groß wie ein Scheunentor (na ja, mit Kinderaugen betrachtet…) herstellten –
(heute gibt´s keine Bäcker mehr… 😉 ).

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Vor Kurzem habe ich einen interessanten Text zum Thema Gebildbrote im Jahresfestkreis (v.a.) in der Kurpfalz im Netz entdeckt.

Über die Neujahrsbrezel wird da geschrieben, dass sie ein typisches Patengeschenk gewesen sei. Wenn man erfährt, dass die verschränkten Arme der Brezel als Segenssymbol gelten, macht das Patengeschenk Sinn!

„Die ahd „brezitella“ (= Ärmchen) erinnert in ihrer Form an verschränkte Untera­rme (s. Kluge). Diesem alten Segenssymbol begegnet ma auch in der Steinmetzkunst an Brunnen und Torbogenscheiteln (s. Reichwein, a. a. O. S. 29 ff und Mossemann, Schw. Zeitung).“

Die Neujahrsbrezel war „nicht wirklich klein“, denn die Kinder gingen mit einem Kopfkissenbezug ausgerüstet zu ihren Paten, um darin die Brezel heil nach Hause zu bekommen…

Für mich völlig neu war die Tatsache, dass wohl unter dem Ausdruck „´n Kuche wie e Offebladd“ – also ein Kuchen, der die Größe der Kochfläche eines holzgefeuerten Herdes hat, Lebkuchen zu verstehen waren.
Mit diesem zweiten Teil des Neujahrsspruches konnte ich nie etwas anfangen, da es bei uns nur die süße Neujahrsbrezel in großer (oder auch kleinerer) Form, aber keinen typischen Neujahrskuchen gab!

Aus der badischen Kurpfalz, der absoluten Nachbarschaft, aus Schwetzingen, stammen riesige Lebkuchenmodel, das größte 26,5 cm x 33 cm – für etwa 500 g Lebkuchenteig 😯 !!!

Eine Gabe aus Lebkuchenteig – gerade in diesem riesigen Format – macht natürlich Sinn, ist er ja lange haltbar!

Der „lebekuoche“ (mhd) läßt in seinem Bestimmungswort auf das gemein­germanische Wort „hleiba“ (= ungesäuertes Brot) schließen, so daß Lebkuchen als „Brot­kuchen“ (Laibkuchen) zu deuten wäre (s. Kluge). …

Erstaunlich auch, dass diese Lebkuchenmodel bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs in Gebrauch waren, während ich so was gar nicht, auch nicht in der Überlieferung, kenne.
Wahrscheinlich ist dieser Brauch bei uns früher abgebrochen und – weil man ihn nicht mehr richtig nachvollziehen konnte – wurde der „Lebkuche“ in dem Neujahrsspruch zu „Kuche“ verkürzt…

Wie auch immer…
Die Neujahrsbrezel von diesem Jahr hat – zumindest in der ungebackenen Variante ihren Namen 😉 verdient ; von der Größe her – nun ja, ein Kopfkissenbezug zum Heimtragen braucht man nicht nicht 😳 …


etwas dunkel geworden… der 2. Eianstrich hätte nicht sein müssen…

Das Rezept ist die halbe Menge von Steffis Sonntagszopf, für mich immer noch das beste Zopfrezept „wo gibt“… (statt Süßem Starter verwende ich Lievito Madre).
Der lässt sich – direkt aus dem Kühlschrank – auch richtig gut formen!

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