Latwerg im Kupferkessel – wie bei der Oma…

Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, wo mein Opa mehrere Zwetschgenbäume hatte und wir immer zur Zwetschgenzeit mithelfen mussten bei der Ernte… Hat mich damals nicht wirklich begeistert!

Im Anschluss wurde das Latwerg (eingedicktes Obstmus, bei uns nur in der Kombination mit Zwetschgen bekannt) gekocht, das in unserer Familie u.a. immer für die Linzertorte verwendet wurde und wird.

Wie gesagt, früher hat mich das alles nicht wirklich interessiert, schließlich konnte ich auch so vom Ergebnis profitieren 😉 …

Gaaanz früher haben die Familien ja im riesigen Kupferkessel, der zum Waschkessel gehörte, Latwerg eingekocht und ganze Familien verköstigt damit. Außerdem hörte man immer Geschichten, dass das Latwerg „tagelang“, aber doch mindestens 12 Stunden ununterbrochen im kupfernen Kessel gerührt werden sollte… Ob es dann „übernatürliche“ Kräfte verlieh, kann ich nicht beurteilen…

Wie auch immer, in unserer Familie gibt es einen kleineren, selbstgeschmiedeten Kupferkessel aus der Kriegs- oder Nachkriegszeit und den habe ich mir zum Latwergkochen ausgeliehen.

Meine Mutter hat immer Latwerg gemacht – ohne einen Tag lang zu rühren und mir ihr „Geheimnis“ mitgeteilt, das ich nun zum ersten Mal ausprobieren möchte.

  • 5 kg Zwetschgen (Quetsche… 😉 )…
  • Zucker (nach Geschmack, max. 100 g pro Kilo)
  • Gewürze

Eine Lage Zwetschgen mit dem Fruchtfleisch auf den Kesselboden legen, etwas etwas Zucker darüber streuen; dann schichtet man auf die gleiche Weise die restlichen Zwetschgen darüber (immer mit etwas Zucker dazwischen).

Wenn man sehr reife Zwetschgen hat, braucht man keinen Zucker, Süße steckt genug in den Früchten. Hier brauche ich den Zucker, damit die geschichteten Zwetschgen über Nacht etwas Saft ziehen, damit das Ganze beim Erhitzen nicht anbrennt. Kurz vor Ende des Kochens kann man nach Gusto noch Zucker dazu geben.

Am Kochtag habe ich noch Zimtstangen, Sternanis, Piment, angestoßene Kardamonkapseln und 1 Nelke in einem Teebeutel in den Topf dazugeben.

Um den Topf / Kessel zu erhitzen, wollte ich erst einen Deckel auf den Topf setzen; nun ist dieser ja handgeschmiedet und nicht exakt rund – war also wenig sinnvoll… Also ohne Deckel anheizen (ging sehr gut!) – auf mittlere Hitze (bei mir Stufe 3 oder 4) – auf keinen Fall jetzt umrühren!!!
Sobald in dieser Phase umgerührt wird, brennt die Masse an (sagt meine Mama…!)
Nach einer Stunde sieht man langsam den Saft zwischen den Zwetschgen:

Nach zwei Stunden:

Jetzt kam der Teebeutel mit den Gewürzen dazu.

Erst nach zweieinhalb Stunden habe ich angefangen umzurühren:

Umrühren ist erst erlaubt, wenn die Masse schon ziemlich durchgekocht ist und es um die Reduktion der Flüssigkeit geht.

Nach ca. 3 Stunden bin ich einmal mit dem Stabmixer durch die Masse gegangen, da wir Stücke, insb. Fruchtschalen nicht wirklich im Fruchtaufstrich mögen.

Ab jetzt muss man eigentlich (mit kleineren Pausen) immer rühren, denn die Flüssigkeit soll ja raus und da wächst die Gefahr dass das Ganze anbrennt…

Man köchelt die Masse so lange, bis sie klebrig ist und man sie auf Brot schmieren könnte. Das dauert so etwa vier Stunden; ich hab´ immer so zwischen Stufe drei und vier hin und hergeschaltet. Wenn es zu sehr anfing zu spritzen, dann wieder runterschalten etc.

– Und hier müsst ihr euch das selbst vorstellen, denn ich habe vergessen zu knipsen… 😳

Wem das Ganze nicht süß genug ist, kann jetzt Zucker zugeben (ca. 100 g auf 1 kg – ich habe einen Rest Honig dazugekippt und dann noch etwas braunen Zucker).
Gewürze rausfischen und in saubere Schraubdeckelgläser abfüllen.

 

Die 5 kg Zwetschgen haben NUR (!!!) sieben Gläser (a 390 g) Latwerg ergeben 😯 – Hätte ich nicht gedacht!

Bild

Aber es schmeckt super lecker und die ganze Zeit waberte ein Duft von Zwetschgen und Gewürzen durch die Wohnung – herrlich! Bei den herbstlichen Temperaturen schon fast ein Hauch Advent…

Aber diese Art darf sein – im Gegensatz zum Spekulatius, den ich pünktlich zum 1. September in den Regalen sah…

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